Törn durch die west-schwedischen Schären 12.07. - 24.07.2014


Vorbemerkung
JAZARA hatte erfolgreich am Colin Archer Memorial-Race teilgenommen und die Regattacrew hatte wunderschöne Tage in Stavern bei Larvik in Norwegen. Vier Mann fuhren zurück, zwei Mann kamen, zwei Mann blieben.

Samstag, 12.07.2014
Wir Vier, Hajo, Reinhold, Uli und Wolfgang, sind auf den Schärentörn vorbereitet: Schlauchboot „CHIP“ an Bord sowie Felsennägel samt Fäustel, Heckanker wird am Heckkorb klar zum Fallen gefahren, lange Landfesten und last but not least „Kaktus“-Toilettenbeutel für die Ankerbuchten.

13 Uhr legen wir in Stavern ab, das wir in bester Erinnerung behalten werden. Es ist sonnig, aber schwachwindig, nur 1 – 2 Bft. So motorsegeln wir Richtung Osten mit Ziel Strömstad. Unterwegs machen wir noch einen kleinen Schlenker nach Norden, um einmal den 59. Breitengrad als nördlichsten Punkt der Reise zu queren. Danach geht es mit zunehmenden Wind unter Segeln zu unserem Ziel. Um 20:15 legen wir in Strömstad Södra hamnen an. Strömstad in der Region Bohuslän, die Hummer- und Krabbenhochburg, bestimmt natürlich unseren Speiseplan.


Sonntag, 13.07.2014
Der Durchzug einer Front mit schlechtem Wetter ist vorhergesagt. Wir entscheiden uns für einen Hafentag mit Ausflug zum Gut Blomsholmen 10 km östlich von Strömstad mit dem Taxi. Hier finden sich frühgeschichtliche Zeitzeugen aus der Zeit der Völkerwanderung (400 – 600 n. Chr.): eine 42 m lange Schiffssetzung aus hochkant stehenden Steinen in Form eines Wikingerschiffes, ein Steinring aus zehn 1,5 m hohen „Richtersteinen“ und der größte Grabhügel in Bohuslän. Stärkung mit Waffeln und Kaffee im kleinen „Restaurang“ nahe der Bushaltestelle. Da kommt die Idee auf, man könne doch zum Hafen laufen – ich protestiere und einsetzender Regen bringt die anderen zur Besinnung: Doch wieder Taxi.

Ab 21 Uhr dann das WM-Finale TYSKLAND – ARGENTINA, das wir auf Großleinwand in einem ehemaligen Theater verfolgen, begleitet von vollem Sound. In der 117ten Minute dann das erlösende Tor von Götze, was uns in den nächsten Tagen so manche Begrüßung als Weltmeister einbringt. Als wir gehen wollen, stellen wir fest, das während des Spieles ein schweres Unwetter getobt hatte – gut abgewettert.

Montag,14.07.2014
Glückwünsche zum WM Erfolg von unseren schwedischen Nachbarlieger begrüßen uns an diesem Tag und wiederholen sich im Weiteren während des gesamte Törns. Der Tag ist Sonnig, 996 hPa, Ostwind 3 – 4

09:30 Leinen los Richtung Süden. Kreuzen den Kostersund auf, fahren den Halvstensund unter Motor.

14:30 sind wir vor Anker in der Södra Dyvik, eine tief nach Norden einschneidende Bucht der Insel Otterön. Unsere erste Ankerbucht ist von hohen Felsen umgeben. Unser Dingi „CHIP“ wird aufgeblasen, ein 2,3 m Schlauchboot von Lodestar. Hajo und Wolfgang machen die Jungfernfahrt und kraxeln gleich auf die hohen Klippen: Sie haben eine tolle Aussicht. Danach baden, dann zweimaliger Transfer mit CHIP zu einer flachen Schäre, Einmalgrill angeheizt, es gibt Würstchen und Nackensteaks. Wir genießen das Essen, die Getränke, unsere Ankerbucht und die Livemusik: Uli spielt auf seiner „Kleinen aus Ipswich“ und singt dazu – einfach wildromantisch!!!

Dienstag, 15.07.2014
Bedeckt, später Regen, 1001 hPa, SW 4 – 5

10:00 Anker auf. Unter Motor Richtung Stensholmen. Auf der kleinen Schäre östlich davon ist ein Soldatenfriedhof, wo das Grab des Finkenwerder Schriftstellers „Gorch Fock“ (Johann Kinau) liegt. Zwei Ankerversuche scheitern im Seegras, so dass wir nur im Vorbeifahren grüßen.
Anschließende Fahrt durch den 2,8 sm langen Hamburgsund, der im Nordteil ziemlich eng ist und von steil aufragenden Felsen gesäumt wird. Im Ort Hamburgsund ist alles voll, der einzig freie Platz in der Nähe der Seilfähre wird uns vor der Nase weggeschnappt. Wir fahren weiter zur Ankerbucht zwischen Dannemark und Ulön.

15:00 machen wir fest an einer SXK-Mooringtonne, die gerade frei wurde. Hier liegen wir sicher bei  Regen und Wind mit 6 Bft aus SW. Nur Reinhold wagt unter diesen Bedingungen ein Bad.

Mittwoch, 16.07.2014
Sonnig, 23 °C, 1006 hPa, WSW 4 – 5

Dingifahrt zur Toilettenbeutel- und Abfallentsorgung. Malerischer Schuppen mit Doppel-Plumpsklosett und Abfalltonnen. Klippenbesteigung mit herrlichem Rundumblick auf Wasser und Schären.

11:00 abgelegt unter Motor, später teils unter Fock Kurs Süd Richtung Hunnebostrand. Dann weiter durch den teils sehr engen Sotenkanal. Hier müssen wir vor einer Drehbrücke warten. Das Gestell, an dem wir festmachen, hält zum Glück bis zur Brückenöffnung. Weiter geht es vorbei an Smögen und Kungshamn östlich Richtung Malmön.

14:30 festgemacht in der Malmön Marina. Jetzt Sonne pur, Ortsbummel, aber kein Geldautomat zu finden. Geld gibt es schließlich im Coop-Konsum, wo Uli dann Fisch und Brot kauft.

Donnerstag, 17.07 2014
Bedeckt, 1011 hPa, WSW 4-5

10:15 abgelegt zum Tanken; 10:45 unter Segeln durch Mollösund und Grundsund.

15:15 fällt der Anker in der Bäckevik-Bucht auf der Insel Lyr. Baden ist auch wieder angesagt. Abends Dingifahrt zum Grillen an Land mit Musik von Uli.

Freitag,18.07.2014
Bedeckt, später sonnig, 1011 hPa, SW 3-4

10:30 Anker auf, können am Wind segeln.

Wir passieren auf dieser Teilstrecke einige Bereiche die offen zum Katteget liegen. Ein ruppiger Seegang zeigt uns wie angenehm geschützt wir hinter dem Schärengürtel waren.

14:30 Marstrand Gästehafen fest. Liegen günstig mit Mooringleinen nahe im Ort. Besuchen „Carlstens fästning“, eine imposante Festung, die wir schon von See kommend von weitem sehen konnten. Diese Festung hat der schon (beim CAMRace-Bericht) erwähnte Seeheld Tordenskiold kampflos eingenommen, indem er dem betrunken gemachten Festungskommandanten mit immer denselben Soldaten eine riesige Übermacht vortäuschte – was dem Kommandanten später den Kopf kostete. Unsere besondere Aufmerksamkeit fesselt die Geschichte eines Häftlings – Lasse Maja – der in Frauenkleider verkleidet als Heiratsschwindler unterwegs war und in der Regel die Interessenten hinhielt und ausnahm. Seine Kochkünste als „Frau“ verschafften ihm eine herausregende Stellung im Gefängnis. Später eröffnete er eine Gaststätte in Marstrand und machte seine Geschichte auf Vortragsreisen in ganz Schweden berühmt.

Abends stärken wir uns mit Langustinos an Tortellini mit Sahne-Rogen-Soße, verfeinert mit etwas Wein.

Samstag, 19.07.2014
Hafentag im Marstrand bei sehr sonnigem Wetter. Andenken für die im regnerischen Deutschland daheim Gebliebenen werden erworben.  Abends Grillen in den Klippen, begleitet von Uli´s Gitarrenklängen, die auch den Applaus der Nachbargriller hervorrufen. Dabei klaut eine besonders dreiste Möwe unseren deutschen Nachbarn eine Wurst samt Gabel.

Sonntag, 20.07.2014
Sonnig, 1007 hPa, NE 3-4


Heute ist unser Abschied von Schweden gekommen, wir wollen den Sprung nach Westen,  nach Dänemark machen. 6 Uhr legen wir ab, unter Groß mit G3, später unter Spi, geht es mit Kurs 214° Richtung der dänischen Insel Laesø. Hier machen wir um 13:45 im Hafen Vesterø fest. Wir erwischen einen der Letzten Liegeplätze auf Zeichen von einem norwegischen Segler. Als wir festgemacht haben gibt er uns zu verstehen, daß ein anderer Norweger gemeint war. Wir helfen beim Vertäuen dieses Landsmanns quer hinter uns und die nachbaröliche Stimmung ist gerettet. Im Fischgeschäft am Hafen setzten wir unsere Fischfrikadellen Testserie ( die in Strömstad begann) fort. Wir erhalten eine Spitzenqualität und erwerben Rot-Flundern die uns am Abend köstlich schmecken.

Montag,21.07.2014
Herrliches Hochsommerwetter, wir legen einen Inseltag mit Radtour ein. Uli und ich nehmen ein Tandem, weil wir sowas vorher noch nie gefahren haben. So sehe ich von der Insel nur Uli´s breiten Rücken und strample für Zwei – Scherz. Als erstes steuern wir die Insel-Bierbrauerei an, die gerade um 11 Uhr öffnet. Das naturtrübe Kaltgetränk ist für uns keine Offenbarung – gelinde gesagt. Dafür besuchen wir die rote Kirche von Vesterø. An der Westspitze, dem Stokken, finden wir das schönste Badewasser. Nach Durchwaten einer Furt und Überqueren eines Dünenstreifens blickt man auf karibisch anmutendes Wasser, das zum Baden einlädt. Im südlichen Teil der Insel besichtigen wir noch eine Salzsiederei. Weiter geht es zum Hauptort Byrum, wo uns Musik und ausgestellte Kunst empfängt. Hier steht auch der Laesø-Turm, ein Aussichtsturm, dem Leuchtturm von Skagen nachempfunden, den sich ein spinnerter Insulaner in den Garten baute.

Dienstag, 22.07.2014
Sonnig heiß, 1014 hPa, 5 kn Wind aus Ost

09:30 abgelegt

14:30 Strandby Box 29 festgemacht.

Am Kiosk leihen wir Fahrräder (mit Vollgummireifen) gegen Kaution und radeln zum Baden nördlich vom Hafen. Im Fischereihafen beobachten wir das Leerpumpen der Fangräume – wie Beton – und wie der Fisch per Fließband in den Kühlwagen landet – die Möwen zeigen großes Interesse und schnappen manchen Fisch weg. Hier in Strandby gehen wir das erste und einzige Mal abends im „Restaurang“ essen, schön auf der Veranda im 1. Stock mit Blick auf den Hafen. Mein Schnitzel ist in Ordnung, aber der Fisch kann mit unseren selbst zubereiteten Meeresfrüchten leider nicht mithalten. Auch die Preise sprechen mehr für eine Selbstbeköstigung.

Mittwoch, 23.07.2014
Sonnig heiß, 1017 hPa, 5 kn Wind aus Ostsüdost

09:45 abgelegt, unter Groß und Genua 3 segeln wir zwischen Festland und dem Inselchen Hirsholm herum nach Saeby.

13:45 sind wir in Saeby an der Kade fest.
Über 30 °C im Salon, daher ab zum Baden. Abends gibt es selbst zubereiteten Fisch.

Donnerstag, 24.07 2014
Sonnig heiß, Hafentag

JAZARA wird aufgeklart und geputzt, Reisetaschen gepackt – der Crewwechsel steht an.

Gegen 14 Uhr treffen Enrico, Elke und Moni mit Bordhund Shadow ein. Hajo, Uli und Wolfgang reisen ab, ich (Reinhold) bleibe. Wir wollen JAZARA durch den Limfjord nach Thyborön überführen.

Ein Reisefazit ist ein häufiger Ausspruch während des Törns: Wozu brauchen wir das Mittelmeer? Baden, Sonne und maritime Kost kann dort nicht besser sein.

Reinhold / HaJo

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