ZEILRACE & RALLY nach Saint Malo 2015




Nach der erfolg- und erlebnis-reichen Regatta- Urlaubstörn-Kombination in 2014 (CAM Race, schwedische Westschären, Kattegat, Limfjord, Deutsche Bucht) hatte sich die JAZARA Crew für 2015 darauf geeinigt eine ähnliche Unternehmung mit südlichen Zielen zu realisieren. Eine Regatta von Schevenigen nach St. Malo, mit dem Leuchtturm von Eddystone Rock vor Plymouth als westlichen Wendepunkt, sollte der schnelle Weg in den Süden sein. Der anschließende Rücktörn über die Kanalinseln, verschiedene Häfen in der Bretange, im Kanal und der südlichen Nordsee, zurück zum Heimathafen Lelystadhaven sollte der entspannende Urlaubstörn werden.

Um dieses Unternehmen möglich zu machen ging am Montag den 13.Juli die Überführuns- und Ausrüstungs-Crew bestehen aus Michael und Reinhold sowie Skipper HaJo an Bord. Die zuvor eingekaufte Verpflegung und die Regatta-Ausrüstung waren schnell verstaut. Der Check des stehenden und laufenden Guts erbrachte einen die gesamte Unternehmung gefährdenden Befund. Der Vorstag Toggle (integraler Bestand der Rollanlage) zeigte deutliche Verformungen (Überwurf in der Mitte auseinander gebogen sowie Querbolzen verbogen und mit der Gewindestange seitlich verutscht).

Dienstag 14.7.
Der gesamte Tag wurde genutzt um Ersatz für das schadhafte Teil zu bekommen. Ergebnis: Harken konnte das Ersatzteil erst in 3 Wochen liefern.  Mit dem Auto in Enkhuizen konnte uns der Rigger Tuned (sehr kooperativ) mit diversen Toggeln auch von anderen J-Boats ausstatten. Die Teile passten nur teilweise. Die letzte Rettung konnte nur das Regatta-Crewmitglied Dieter (Feinmechanikermeister) sein. Selbstlos kam Dieter am Abend aus Bochum mit dem Auto um defekte und von Tuned erhaltenen Teile abzuholen mit dem Ziel daheim in der Werkstatt ein passendes Gesamtteil zu schaffen.

Mittwoch 15.7.
Ohne ein gespanntes Vorstag war Segeln nicht möglich, Motoren war für die Überführung zum Regatta-Start in Scheveningen angesagt. Das Vorstag wurde mehrfach festgelascht und bei mäßigen Winden konnte die erste Etappe nach Ijmuiden absolviert werden.

Donnerstag 16.7.
Das Wetter blieb weiterhin ruhig (nicht so am folgenden Tag) und wir konnten ohne Probleme Scheveningen gegen Mittag mit dem Ebbstrom erreichen. Der weitere Tag wurde mit der Vorbereitung der Sicherheitsüberprüfung  und restliche Einkäufe verbracht.

Freitag 17.7.
Am Vormittag wurde die Sicherheitsüberprüfung ohne Beanstandungen überstanden. Am Nachmittag trafen dann mit einem Mietwagen Dieter, Heiner, Jörg, Enrico und Martin ein, die zusammen  mit Skipper HaJo die Regatta in Angriff nehmen wollten. Das Toggle Unikat aus Dieters Manufaktur wurde erfogreich montiert und Michael und Reinhold mit dem Mietwagen in die Heimat verabschiedet (mit Dank für ihre Unterstützung). Am Abend beim Regatta Dinner wurde neben der lockeren Kontaktaufnahme mit den anderen Teilnehmern auf Dieters selbstlosen Einsatz und seiner erfolgreichen Problemlösung angestossen. Ohne sein Einsatz wäre die Regatta und Urlaubstörn ins Wasser gefallen.

Samstag 18.7.  Regattastart 15:00 Uhr
Am Vormittag wurden alle möglichen Wetter und Strömungsdaten von Martin heruntergeladen und ein Routing mit den JAZARA Polardaten errechnet. 3 Tage und 15 Stunden Segelzeit waren das optimistische Ergebnis (mehr dazu später).

Die Veranstaltung wurde von der Organisation ZEILRACE & RALLY zusammen mit dem Jachtclub Scheveningen ausgerichtet. Wie der Name schon sagt, gab es zwei Wege nach St. Malo.

1.    Die Regatta, offshore categorie 2 über gut 500 sm mit einem Kurs entlang der englischen Küste bis vor Plymouth und dann quer über den Westausgang des Kanals nach St. Malo.

2.    Eine Rallye von ca. 350 sm entlang der belgischen Küste zur Bretange sowie Kanalinseln nach St. Malo. Dabei waren Zwischenstops und dokumentierter Motorgebrauch erlaubt.

Wir hatten uns für die Regatta mit 15 weiteren Teilnehmern eingeschrieben. Die Rallye hatte 13 Meldungen.

Bei stabilen 4 Bf aus WSW erwischten wir einen exzellenten Start.  Wenigstens für einige Minuten waren wir als eine der kleinsten Yachten in Führung.
Der vorgegebene Regatta- Kurs führte uns erst in Richtung Ijmuiden zum Ende des Mass North TSS, nachts dann quer über die Nordsee bis zum Britischen Hoheitsgebiet, weiter dann südwestlich am Tiefwasserweg North Hinder South entlang Richtung Dover. Dabei nahm der Wind stetig zu bis um die 7 Bf aus SW. Zusammen mit dem Flutstrom gegenan wurde unser Vorwärtskommen stark gebremst. Fast alle größeren Mitbewerber waren mit dem Ebbstrom um die Ecke bei Dover  gekommen und es entstand eine Lücke zu uns und u.a. zu unserem direkten Mitbewerber Broersbank (einer Breehorn 44). Dover wurde erst kurz vor Mitternacht passiert.

Montag 20.7.
Im Prinzip ging es im Weiteren so weiter. Nach einigen Flautenstunden hinter Dover waren die Kaps Dungeness und Beachy Head mit gegenläufiger Strömung und Wind gegenan kein reines Vergnügen. Aber zumindest kamen wir weiter nach Westen voran und konnten mitunter auch AIS Signale der voraussegelnden Regattateilnehmer auffangen. Unsere Routenplannung war inzwischen über den Haufen geworfen. Wir erreichten nicht die Zielgeschwindigkeiten und der Wind war stärker als in den heruntergeladenen Grib-Files.  Daher wurden in Landnähe  Daten erneut heruntergeladen und erneut gerechnet. Ergebnis siehe später.

Dienstag 21.7.
Noch extremer wurde es bei SW 7 vor St. Catherines Point (Südkap der Isle of Wight) und gegenlaufender Strömung. Da wir bei Springzeit unterwegs waren , traf uns die Strömung besonders heftig. Wieder die Bedingungen  wie vor Dover. Unsere Taktik unter Land weniger Strom zu suchen ging nicht wirklich auf. Wir kreuzten eine zeitlang auf der Stelle und fuhren sogar nach einem Schlag achteraus. Mit dem Kentern der Tide konnten wir 3:38 das Kap passieren. Bis zum nächsten Kap Portland waren wir schon an die extremen Bedingungen gewöhnt. Mit der nächsten Nacht liefen wir auf Start Point zu und unter handigeren Bedingung ging die Kreuz zum Edystone Rock Leuchturm in der Bucht von Plymouth weiter. Aber ein anderes Problem hielt unseren Adrenalinspiegel hoch.
Zum laden der Batterien für Beleuchtung und Instrumente brauchten wir einmal am Tag für eine knappe Stunde den Motor. Zu diesem Zeitpunkt vor der Wendemarke Richtung Frankreich waren alle Startbemühungen vergeblich. Es kam kein Diesel zur Einspritzpumpe. Weder Entlüften noch manuelles Pumpen und Unterdruckansaugen schafften keinen stabilen Kraftstoffzufluss. Erschöpft gaben wir uns eine Denkpause. Die Idee einer Infusionsflasche aus einer 1l Wasserflasche mit abgeschnittenem Boden direkt über der Einspritzpumpe war dann noch ein Versuch der zur Erleichterung Aller erfolgreich  war. Zwar musste ein Crewmitglied bei offenem Motorraum die Flasche von Zeit zu Zeit wieder füllen aber wir bekamen unsere Batterieladung und ein sicheres Gefühl für das mit felsenbestückte Einfahrtsgebiet von St. Malo.

Mittwoch 22.7.
Eddystone Rock wurde bei WSW 4 und stockfinsterer Nacht um 3:48 gerundet und wir nahmen am Wind Kurs auf St. Malo auf der gegenüberliegenden Kanalseite. Sobald der Wind etwas raumer wurde ging der Spi hoch und erste Hochrechnungen für die Zielankunft waren vielversprechend. Geschwindigkeiten von 9 kn wurden zwar ereicht aber für Surfritte wie im Vorjahr auf dem Skagerak (11-12 kn) kam es nicht. Der Wind blieb unter 20 kn und hatte daher nicht genügend  power. Wir kamen zwar etwas näher an unseren Mitbewerber Broersbank heran, konnten die Lücke aber nicht schließen. Es trat auch wieder eine deutliche Differenz zum Routing Programm auf. Waren unsere Polardaten zu optimistisch?  Zum Schluß wurde der Wind immer achterlicher,  sodass wir vor dem Wind mit dem asymetrischen Spi kreuzen mussten (nicht unbedingt eine Stärke von JAZARA). Nach einigem Suchen fanden wir die Ziellinie, die wird dann um 21:14:28 Uhr in der Abendsonne querten. Der Motor sprang ohne Mucken an und die Treibstoff Infusion klappte tadellos. Die markante Silouhette von St. Malo mit den imposanten Granitbauwerken im Abendsonnenschein entschädigte uns für die Mühen der Regatta. Eine euphorische Stimmung in der Mannschaft vertrieb sämtliche Müdigkeit .
Die Hafeneinfahrt und die anschließende Schleuse schafften wir ohne Probleme mit dem infusionsbetriebenen Motor.

Donnerstag 23.7.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde dann im Port Vauban der Zieleinlauf und das Erlebte verarbeitet und häufig auf das Erreichte angestossen. 
 
Zwar konnten wir uns nicht an der Spitze der Regatta plazieren aber Wir waren mit Abstand das kleinste Schiff das, das Ziel regulär unter mitunter schwierigen Bedingungen erreichte. Von allen 26 gestarteten Yachten ereichten daher nur 11 regulär das Ziel. In 4 Tagen 6 Stunden und 14 Minuten konnten wir ziemlich exact 600 sm zurücklegen. Die fast ständige Kreuz bis Plymouth hatte uns 100 Extra-Meilen geschenkt und wir waren durchgekommen. Nur 6 der 13 gestarteten Regatta-Teilnehmer hatten das Ziel erreicht und wir waren mit Abstand die kleinste Yacht. 3 Platz in der ORC2 Gruppe.  Dies und  unsere Infusionsmethode wurde von der Wettfahrtleitung am Freitagabend auf einer stimmungsvollen "Prijsuitreiking" in einem festlichen Ambiente gewürdigt. Nach nicht so positiven Erfahrungen auf der HkvH - Harwich Regatta vor zwei Jahren wurden wir bei dieser Regatta  als nicht niederländische Teilnehmer von Teilnehmern und Offiziellen sehr positiv und freundlich aufgenommen so, daß wir uns als willkommener und akzeptierter Teil der Veranstaltung fühlen konnten und auch fühlten. Auch das vor Ort organisierte Programm mit geführter Stadtbesichtigung sowie Treffen zur Happy Hour haben zu unserem positiven Eindruck und unserer guten Stimmung beigetragen.

Fazit
Scheveningen -  St.Malo war als „Zubringer Regatta“ für den anschließenden Urlaubstörn ein voller Erfolg.  Anders hätten wir nicht so schnell den Weg in den Süden geschafft. Da wir unter widrigen Bedingungen die ansehnliche Gesamtstrecke von 600 sm geschafft haben, könnte als nächster Schritt die Bewältigung des Fastnet Races vielleicht durchaus im Bereich unserer Möglichkeiten liegen ?

HaJo


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Zeilrace & Rally 2015

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