Colin Archer Memorial Race 2014



Vorbemerkung
Die letzte offene Regattarechnung ist das Colin Archer Memorial -Race (CAMR), bei dem wir 1998  bei der 9. Auflage der Regatta mit CHOU CHOU wegen Sturmes aufgeaben und nach Helgoland ablaufen mussten. Ein Schicksal, das aufgrund der extremen  Bedingungen 2/3 der Teilnehmer mit uns teilten. Diese Rechnung sollte dieses Jahr endlich in der 17. Auflage der Regatta beglichen werden....

Die Regatta führt von Lauwersoog (NL) über die Nordsee, Kattegat und Skagerrak zur Ziellinie beim Svenner Lighthouse vor Stavern (bei Larvik) in Norwegen, Distanz ca. 390 sm.

Der logistische Aufwand für diese Regatta ist erheblich. Unter anderem müssen An- und Abreise zum Start- und Zielhafen sowie zu den diversen Übergabepunkten der Anschlußtörns organisiert werden. Eine von der Wettfahrtleitung vorgegebene Ausrüstungsliste mit ca. 45 Punkten ist bis zur Kontrolle durch die Wettfahrtleitung in Lauwersoog abzuarbeiten. Nahezu alles ist reglementiert (Sturmsegel, Wasser- und Treibstoffvorräte, Kartenmaterial, EPIRB.............)


Freitag, 04.07.2014
JAZARA liegt erwartungsvoll in Lauwersoog, dem Starthafen des CAMR, hierher überführt von Skipper Hajo mit Chris und Jens. Elke bringt Enrico und Dieter, Moni mit Margret bringen mich (Reinhold) und Martin, sowie Heiner, den wir in Groningen einsammeln, hierher. Heiner ist uns sehr wichtig, denn der hydraulische Achterstagspanner ist immer noch defekt und er hat einen neuen mechanischen Achterstagspanner dabei, der hoffentlich auch wirklich passt!!!

Und er passte wirklich – dem Himmel sei Dank! Dieter wurde mehrfach zur Riggkontrolle in den Mast gezogen und gemeinsam mit Heiner wurde das gesamte stehende Gut gecheckt. Die neue Dreifarbenlaterne funktioniert. Die Stimmung der Crew passte auch,  nachdem wir am Abend das Überstehen der deutschen Mannschaft im Viertelfinale gegen Frankreich bejubeln konnten und besonders weil essentielle Proviantlücken (Rum, Gin, Genever und Softdrinks), unter der Argumentation wir brauchen Tauschware, ausgeglichen werden konnten. Alle wissen, Norwegen ist ein teures Land ...


Samstag, 05.07.2014
Das Wetter ist ausgesprochen unfreundlich, mit teils Regen und Wind S-SW 6 Bft, später abnehmend. 70 Yachtbesatzungen bereiten sich im Regen auf den Start vor. Wir starten in der Klasse ORC 3 zusammen mit den größeren ORC 2 in der Startgruppe 3 (gelb) um 15:20.. Den Start erwischen wir phänomenal. Heiner coacht lautstark und zielgenau den Skipper am Ruder und führt uns als führendes Schiff über die Linie. Hart am Wind unter Groß und Genua 3 liegt das Feld angeführt von den großen ORC 2 Schiffen wie eine Meute hinter uns. Man könnte glauben, wir segeln eine Kurzstrecke. Nach Sicht geht die wilde Hatz durch das Zoutkamperlaag, wobei wir unsere Position erfolgreich verteidigen können. Das Fahrwasser wird nach etwa 3 Seemeilen enger und schwenkt nach Nord. Der Wind fällt raumer ein und wir wechseln auf den weißen Spi (klein für Starkwind bzw. hohe Kurse). Ein Fehler, wie sich schnell erweisen wird. Der Wind fällt noch raumer ein und der Spi zieht nicht. Wird sind zur Halse gezwungen, die misslingt. Gottseidank hat der Strom uns bei diesem chaotischen Manöver bis zur Tonne WG11 zum Westgat versetzt, wir haben mehr Raum und können wieder höher an den Wind gehen. In der weiteren Folge wird der weiße Spi zugunsten des blauen (ist größer, fährt tiefer) in die Backskiste verbannt und bis zum Ende der Regatta nicht wieder rausgeholt.

16:54 haben wir die Tonne WG (Ansteuerung Westgat) an Steuerbord. Von 17:30 bis 18:30 queren wir das Verkehrstrennungsgebiet TE (Terschelling German Bight) zwischen den vorgegebenen Positionen und melden uns bei der Kustwacht Schiermonnikoog auf UKW-Kanal 5 brav an und ab. Dann Kurs 337° zur Bahnmarkentonne EF-B, die wir um 21:12 an Steuerbord haben. Mittlerweile sind wir in unser rotierendes Wachsystem eingestiegen, das versetzte Zeiten für die Wachen vorsieht und so nur immer ein kleiner Wachwechsel stattfindet.


Sonntag, 06.07.2014
00:00: Unsere Position ist 54° 24,07' N, 005° 54,2' E. Die aktuelle Position muss alle 6 Stunden notiert werden und die Schiffe unserer Startgruppe müssen sich jeweils um 02:00 und 14:00 Uhr über Kanal 77 anrufen und die Positionen austauschen.

02:00: Positionsaustausch mit RELAXION aus ORC 2.

Mit der Zeit schläft der Wind bis auf einen kärglichen Hauch ein. Wir machen kaum Fortschritt und dümpeln stundenlang in der Dünung. Wir befinden uns dabei in Gesellschaft einer Gruppe größerer Schiffe, die alle möglichen Segel- und Kurs-Variationen probieren, aber kKein Schiffes – auch unter Code0 (doch wohl keine Wunderwaffe)- kann sich absetzen.

06:00: Position 54-37,92 N, 006-08,58 E. Wind variabel nur 2 kn.
12:00: Position 55-07,47 N, 006-22,78 E. Wind aus SE nimmt leicht zu. Wir machen wieder kontinuierlich Fahrt.
14:00: Funkkontakt wieder nur mit RELAXION aus ORC 2, der schnelleren Gruppe.
15:20: Etmal 143 sm, fahren unter Groß und Spi
18:00: Position 55-49,60 N, 006-57,80 E. Wind SE, 15 kn, leicht bewölkt.

Montag, 07.07.2014
00:00: Position 56-28,76 N, 007-33,58 E. Wind S, 8 kn.
02:00: Funkkontakt mit BUNDA und BRAINWASH, ebenfalls beide aus ORC 2.
Kein Schiff aus ORC 3 zu hören? Sollten wir so weit vorne liegen, dass nichts zu hören ist?
06:00: Position 57-07,82 N, 008-15,99 E. Wind SSE, 15 kn.
12:00: Position 57-49,36 N, 008-58,36 E. Wind WSW, 18 kn, bedeckt / sonnig.
14:00: Funkkontakt mit RELAXION

Wind jetzt 20 und mehr Knoten, wir rauschen unter Spi nur so dahin über das Skagerrak, selten unter 10 kn Speed. Zunächst stellt Heiner am Rad einen Geschwindigkeitsrekord nach dem anderen auf, aber unserem Skipper Hajo bleibt es vorbehalten, die Rekordmarke von 15,4 kn zu steuern. Es ist irre, wie das Schiff über die Wellen „fliegt“ und die Gischt JAZARA einhüllt. Aber gleichzeitig sind wir sehr konzentriert, alle Positionen sind hellwach besetzt, denn ein Sonnenschuss könnte jetzt echt gefährlich werden.

Plötzlich fesselt eine Warnung des Navigators die Aufmerksamkeit – unser Kurs führt in Kürze auf der Übersichtskarte in ein rot schraffiertes Gebiet vor einem TSS (Tiefwasserweg?) (das allerdings auf den weiteren Paper- und Elektronik-Karten nicht zu finden ist). Zur Sicherheit um den Bereich zu umgehen fallen wir dazu ab (= langsamer und deutlich weniger VMG zum Ziel, Ankunftszeit wurde zuvor immer gegen 20 Uhr nun mit 3 Uhr am nächsten Tag berechnet). Die Stimmung sinkt nahezu auf den Nullpunkt. In den nächsten 2 Stunden halsen wir 2mal (kreuzen vor dem Wind) und sind dann wieder auf Zielkurs mit kontinuierlicher Fahrt mit Ankunftsprognose vor Mitternacht. Dabei bessert sich auch die Stimmung wieder kontinuierlich.

18:59: Wir queren die Breite von 58° 40' und melden uns wie vorgeschrieben auf Kanal 16 bei Tjoeme Radio – wir kommen dem Ziel näher! Man kann die norwegische Küste schon sehen. Der Wind lässt nach, dafür kommen merkwürdige Strömungen, die überraschend steile Wellen verursachen, die wir unter Spi herabsurfen.
Die letzten Meilen ziehen sich, in leichter Dämmerung ist der Felsen mit dem Svenner Lighthouse (58-58,2 N, 010-09,0 E) auszumachen. Von da verläuft die Zielinie in Richtung 244° zur Untiefentonne Rakkebørne BYB.

22:30: Geschätzte 30 Minuten vor dem Finish melden wir uns auf Kanal 77 bei der Wettfahrtleitung an.

23:07:19 queren wir die Ziellinie von Süd nach Nord. Nach nur nur knapp 2 Tagen und 8 Stunden (55:47:19,0 Stunden) sind wir am Ziel – viel schneller als vorher gedacht.

Kurz vor Mitternacht liegen wir am C-Pier im Hafen von Stavern, direkt vorm Hafenmeister – wie praktisch für die Abgabe der Finishverklaring, die zwei nette Damen entgegennehmen. Wir erhalten den Zugangscode für die Sanitäreinrichtungen und 6 Duschmünzen (es sind 10 NKR-Stücke).
Zielschluck – schlafen.

Dienstag,08.07.2014
Sonnig, 28°C, herrlich. Wir staunen erstmal über das Wetter, zweitens über die anmutige Landschaft, die ihrem Namen „Reiviera Ost-Norwegens“ alle Ehre macht und drittens über das Regattaergebnis:

JAZARA belegt den 1. Platz in ORC 3 und ist 2. Schiff über alle ORC-Klassen!!


Und viertens staunen wir darüber, das JAZARA an ihrem Liegeplatz aufsitzt – gestern war wohl ein hohes Hochwasser, wobei die hier eigentlich ziemlich gering ausfallen. Am Nachmittag kommt das nächste HW. Bis dahin spazieren wir durch Stavern, blicken auf eine Zitadelle und besuchen das Marineareal Fredriksvern, einst die größte Werft des Landes, das noch die strategische Bedeutung Staverns in norwegisch-schwedischen Kriegen erahnen lässt. Im Ort steht auf einer Anhöhe ein Denkmal des dänisch-norwegischen Kriegshelden Tordenskiold, auf den wir im Verlauf der weiteren Reise durch die schwedischen Schären noch öfter stoßen sollen.
Auf dem Rückweg wird Fisch eingekauft, Heiner kocht eine Fischplatte mit Pellkartoffeln und mixt den ein und anderen Drink, den die Mannschaft dankbar schlürft.

JAZARA kommt nachmittags frei und wir verholen uns ein Stück nach achtern auf tieferes Wasser und liegen direkt vorm „Nattklubb“, was nicht Nackt-, sondern Nachtklub bedeutet. Auf jeden fFall ist da abends Schlangestehen der Dorfjugend angesagt.

Wir begeben uns mit dem „Adenauer“ ausgestattet zum public viewing auf die Dachterasse des Clubs, den wir beim 7:1 gegen Brasilien reichlich schwenken können. Die niederländischen Regattateilnehmer (die Mehrzahl) zeigen sich ein wenig beeindruckt, sind aber sicher, ,dass NL Weltmeister werden wird.

Mittwoch, 09.07.2014
Bei hochsommerlichen 28° C treibt es uns zum Baden in die Felsen, was allerdings gemsenartige Fähigkeiten von uns verlangt. Dann wieder leckere Fischsorten auf den Tellern, die vornehm auf Platzdeckchen stehen. Trotz über 30° unter Deck darf nur im sauberen Hemd gespeist werden!

Der letzte Teilnehmer erreicht nach ca. 97 Stunden das Ziel und wird im Hafen von allen anderen Besatzungen gefeiert. Alle gestarteten Yachten haben erfolgreich gefinished.

Ein Teil der Mannschaft drängt sich auch unter die Niederländer für das zweite Halbfinale NL : ARG. Die Anderen machen sich über die Tauschware her und berichten, dass der Hafen trotz 80% Niederländer doch still geblieben wäre. So bleibt es auch und wir erleben stimmungsvoll Mitternachtssonne im Cockpit bei gefühlten 23°.

Donnerstag, 10.07.2014
Ab 10:30 sind wir in Standby für die „Parade of Sails“, die die Regattateilnehmer ab 12 Uhr im Konvoi nach Larvik führt, am ehemaligen Wohnsitz von Colin Archer vorbei. Der Konvoi macht noch einen Abstecher zu der „Larvik Seilforening“, dem Regattapartner.

14:30 findet dann ein Bustransfer von Stavern zu dem Segelklub statt. Dort wird dann von allen Klassensiegern der „Overall-Winner“ ausgesegelt: im Opti! Heiner steigt für uns ins Bötchen und holt für uns den dritten Platz.

Dann gibt es Leckeres vom Grill und Bier aus dem eigenen Fässchen (gut bei den hiesigen Preisen). Wir feiern zusammen mit den anderen 3 deutschen Yachten. Siegerehrung, bei der Hajo die Plakette erhält, die man fast nur mit der Lupe lesen kann. Bei heißer Musik und dem tollen Wetter wird schlussßendlich auf den zum Glück stabilen Tischen getanzt. 21 Uhr geht es mit dem Bus zurück.


Freitag, 11.07.2014
Herrlichstes Wetter und heute startet das Stavern Festival mit Bob Dylan – riesiger Andrang auch im Hafen. Alle Regattaboote müssen verlegt werden, der Platz vorm CKlub wird für dicke Motoryachten gebraucht, die scheinbar alle ihre eigene Disco an Bord haben.
Wir faulenzen, baden und lassen die Seele baumeln bis auf Martin und HaJo, die eine eindrucksvolle Küstenrundreise per Bus mit ausgedehnten Wanderungen zu eiszeitlichen Geröllfeldern (kilometerweit nur runde Steine etwa in Kopfgröße) und Badestop in einer Bucht mit schwarzen Felsen (Wasser gefühlte 23°) machen.

Samstag, 12.07.2014
Um 02:00 sind Uli und Wolfgang mit der Fähre aus Hirtshals gekommen und um 03 Uhr an Bord. Wir rücken zusammen und schlafen zu acht an Bord. Am Morgen wird gepackt und ausgeräumt bzw. eingeräumt und das Restgeld an NKR ausgegeben – es soll in die schwedischen Schären gehen. Enrico, Heiner, Dieter und Martin fahren zurück – das war es mit unserer erfolgreichen Neuauflage des Colin Archer Memorial-Race.
Um 13 Uhr legen Hajo, Reinhold, Uli und Wolfgang ab in Richtung Strömstad (SWE).


Fazit

Reinhold


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Colin Archer Memorial Race 2014

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Startliste
Lauwersoog
Riggkontrolle
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70 Yachten vor dem Start
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die erste Nacht
Rekord
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die ersten Ergebnisse
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Norwegen ist teuer
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heute spielen die Niederlande bei der Fussball-WM
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Gewinner
Party
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Crewwechsel
auf Wiedersehen Norwegen

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